Der 9. November wird oft als Schicksalstag der Deutschen bezeichnet. Doch was ist an diesem Tag eigentlich alles passiert und kann man tatsächlich von einem Schicksalstag sprechen? Wir sind diesen Fragen im Geschichtsunterricht von Herrn Krüger auf den Grund gegangen.
Dazu teilten wir uns in mehrere Gruppen auf, werteten umfangreiche Materialien zu den Themen aus und recherchierten im Internet nach weiteren Informationen. Jede Gruppe bereitete einen Vortrag zu ihrem Thema vor, gestaltete ein Plakat und fasste ihre wichtigsten Ergebnisse auf einem Handout zusammen. Anschließend wurden die Ergebnisse in der Klasse präsentiert, wobei jede Gruppe einen guten Einstieg in ihr Thema gefunden hatte (wie z.B. einen Filmausschnitt oder ein dramatisches Rollenspiel zur Erschießung von Robert Blum).
Hier nun ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse in der deutschen Geschichte, die um den 9. November stattgefunden haben:
Die Erschießung von Robert Blum (9. November 1848)
Am 9. November 1848 wurde der Demokrat Robert Blum bei Wien von den Truppen der Gegenrevolution erschossen. Das Ereignis markiert den Anfang vom Ende der Revolution in Deutschland. Die Forderungen der Revolutionäre waren eine demokratische Verfassung, nationale Einheit, aber auch bessere Lebensbedingungen für Bauern und Arbeiter. Die Revolution scheiterte unter anderem am Widerstand der reaktionären Kräfte.
Das Ende des Ersten Weltkriegs (9. November 1918)
Im Herbst 1918 war die Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg schon klar, doch der Kaiser wollte sich noch nicht geschlagen geben und seine Flotte nochmals in eine Seeschlacht gegen Großbritannien schicken. Dadurch kam es zu einer Revolution der Matrosen, die sich dann in ganz Deutschland ausbreitete. Am 9. November wurde die Abdankung des Kaisers bekanntgegeben, obwohl der Kaiser nichts davon wusste. Man tat dies aus Furcht vor einem radikalen politischen Umsturz. Daraufhin rief Philipp Scheidemann von einem Balkon des Berliner Reichstags die erste deutsche Republik aus und besiegelte damit das Ende der Hohenzollernherrschaft.
Der Hitler-Putsch (8./9. November 1923)
Mehrere Aspekte wie Inflation, kommunistische Unruhen und die französische Besetzung des Ruhrgebietes begünstigten 1923 die Entstehung radikaler Strömungen. In dieser politisch instabilen Landschaft plante Adolf Hitler, der Parteiführer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), in München einen Putsch. Er wollte die Regierung in Berlin mit Gewalt stürzen und die Macht an sich reißen. Am 9. November 1923 marschierte Hitler mit Erich Ludendorff und seinen Anhängern zur Feldherrnhalle in München, wo sie von der bayerischen Polizei gestoppt wurden. Hitler wurde daraufhin zu fünf Jahren Haft verurteilt, von denen er aber nur neun Monate absitzen musste.
Die Pogromnacht (9./10. November 1938)
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden von SA-Truppen systematische Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung organisiert. Die Nazis sprachen von der „Kristallnacht“ wegen der vielen Scheiben, die zerbrochen wurden. Dies war sozusagen ein Test von den Nazis, um zu sehen, ob die Bevölkerung bei der Unterdrückung und der Zerstörung der jüdischen Bevölkerung mitmachen würde. Die Antwort lautete „Ja“. Mehrere hundert Synagogen wurden in Brand gesetzt, aber auch 8000 jüdische Geschäfte zerstört. Hunderte von Menschen wurden im Zuge der Pogromnacht ermordet, Tausende in Konzentrationslagern inhaftiert. Dies zeigte den Nationalsozialisten, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung kein Problem mit diesen grausamen Ereignissen hatte.
Attentat von Georg Elser (8. November 1939)
Georg Elser verübte am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller einen Bomben-Anschlag auf Adolf Hitler und gleichzeitig auf die NS-Führungsspitze. Das Attentat scheiterte nur knapp, weil Hitler früher als geplant den Ort verlassen hatte. Die NSDAP behauptete daraufhin, dass der britische Geheimdienst für den Anschlag verantwortlich sei. Georg Elser wurde bei seiner Flucht in die Schweiz festgenommen, in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau festgehalten und 1945 auf Befehl Hitlers ermordet.
Der Fall der Berliner Mauer (9. November 1989)
Die Berliner Mauer ging in die Geschichte ein als Symbol des Kalten Krieges und der Teilung Deutschlands. Sie wurde 1961 gebaut, um den Flüchtlingsstrom vom Osten in den Westen zu stoppen. Am 9. November 1989 fiel das meistgehasste Bauwerk Deutschlands. Die DDR befand sich damals wegen ihrer wirtschaftlichen und politischen Probleme in einer sehr schlechten Lage, die zu ihrem Ende führte. Die Staatsgrenzen wurden um Mitternacht geöffnet.
Wie man sieht, ist der 9. November ein denkwürdiger Tag in der deutschen Geschichte. Er steht für gescheiterte und erfolgreiche Revolutionen, Demokratie und Diktatur, große Unmenschlichkeit und den Mut, dagegen Widerstand zu leisten. Immer wieder wird deshalb diskutiert, ob dieser Tag nicht als Nationalfeiertag geeignet wäre. Allerdings verbietet es sich, den Hitler-Putsch und die Pogromnacht zu feiern, weshalb man sich auf den 3. Oktober als Nationalfeiertag festgelegt hat. Der 9. November bleibt aber einer der wichtigsten Gedenktage in der deutschen Geschichte.
Wir fanden dieses Projekt sehr interessant, denn wir konnten so gleichzeitig an Themen arbeiten, die zeitlich weit auseinander liegen. Auch können wir jetzt die Debatte um den 9. November besser nachvollziehen. Wir danken Herrn Krüger für die Idee zu diesem Projekt und natürlich auch unseren Mitschülerinnen und Mitschülern für ihre tolle Arbeit!
Melek Cammoun-Kuntz und Félix Karl (Seconde EN I/1)
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