Eine französische Schule besuchen ohne Französischkenntnisse?
Ja. Das geht! Hierzu bildet das Lycée International jedes Jahr spezielle Klassen für Schülerinnen und Schüler aller Abteilungen, die noch nicht in einer normalen französischen Klasse unterrichtet werden können und zunächst die französische Sprache lernen müssen. In diesen Klassen mit angepasstem Stundenplan werden die Schülerinnen und Schüler von besonders qualifizierten französischen Lehrkräften in längstens einem Jahr auf den Wechsel in eine normale französische Klasse vorbereitet.
Diese so genannten „Français Spécial“-Klassen gibt es von der 2. bis zur 10. Klasse in jeder Klassenstufe. Die Kinder, die eine „Français Spécial“-Klasse in der Grundschule besuchen, sind auf jeden Fall interne Schülerinnen und Schüler und damit ganztags am Lycée International. Die „Français Spécial“-Klassen in der Mittelstufe werden im C0llège des Lycée International unterrichtet.
Für den Kindergarten und die 1. Klasse gibt es diese Klassen nicht. In der 10. Jahrgangsstufe können nur Schülerinnen und Schüler mit gesicherten Grundkenntnissen in Französisch aufgenommen werden.
Französisch von 0 auf 100 in einem Jahr! – Geht das?
Zugegeben! Diese Frage haben wir uns vor Beginn des Unterrichts unserer Tochter in der français spécial der 2. Klasse mehrfach gestellt. Wird Anne tatsächlich auf Französisch rechnen lernen, die Zahlen verstehen, gleichzeitig Wörter lesen, schreiben und sprechen können? Wird sie sich mit den anderen Kindern unterhalten, zumal sie das einzige Kind der Klasse aus der Deutschen Abteilung ist? „Ich verstehe nichts! Ich bin die einzige Deutsche!“ Solche und ähnliche Sätze hörten mein Mann und ich in den ersten Tagen immer wieder.
Fünf Monate später geht Anne mit großer Freude in ihre französische Klasse, als hätte sie nie etwas anderes getan und hat erstaunliche Fortschritte im Französischen gemacht. Ihre Lehrerin macht einen motivierenden Unterricht, ist überaus engagiert und hat es tatsächlich innerhalb kurzer Zeit geschafft, aus einer Gruppe von 16 Kindern aus mehreren Nationen mit verschiedenen Sprachen eine richtige Klassengemeinschaft zu machen. Auf dem Schulhof kommunizieren die Kinder nun zunehmend auf Französisch. Was wir anfangs mit Skepsis betrachtet haben, zeichnet sich nun Tag für Tag deutlicher ab: unsere Tochter wird nach einem Jahr français spécial im nächsten Schuljahr in eine „normale“ dritte Klasse der französischen Grundschule wechseln können – und das mit Begeisterung!
Hallo, mein Name ist Pauline,
ich bin 15 Jahre alt und komme aus Berlin. Ich bin Schülerin des Lycée International und gehe in die seconde, was der zehnten Klasse in Deutschland endspricht. Letztes Jahr war ich hier in der Français Spécial-Klasse, da ich so gut wie kein Französisch konnte, als ich nach Saint-Germain-en-Laye gezogen bin. Meine Klasse bestand aus 12 Schülern, die alle in der gleichen Situation wie ich waren: aus der ganzen Welt neu angekommen in Paris, mit mehr oder weniger Französischkenntnissen. Am Anfang war es sehr schwer sich zu verständigen und wir haben uns untereinander auf Englisch unterhalten. Die Lehrer haben aber auf jeden Schüler Rücksicht genommen und waren mit der Situation vertraut. Es wurden uns zum Beispiel in allen Fächern erst die Fachbegriffe beigebracht ohne dass es mir so vorkam, dass ich andauernd Vokabeln lernen musste.
Ich habe mich hier immer sehr gut aufgehoben gefühlt und es war eine riesige Chance, in so einer kleinen Klassenstärke Französisch lernen zu dürfen. Da die FS Klassen immer für zwei Jahrgänge sind, haben wir eher den Stoff der achten Klasse behandelt und ich war mir nie sicher, ob ich den Übergang in die „normale“ Klasse reibungslos hinbekommen würde, aber es hat tatsächlich geklappt. Natürlich verfüge ich immer noch nicht über perfekte Französischkenntnisse (was ich auch nicht erwartet hätte, da wir wegen Corona lange nur online Unterricht hatten), aber sowohl ich als auch meine kleine Schwester können nun dem normalen Unterricht gut folgen. Zum Abschluss der FS Klasse findet normalerweise eine Fahrt mit einer anderen französischen Klasse nach Südfrankreich statt. Dort hätten wir gut das gelernte anwenden können, doch leider musste diese Fahrt, wie auch die geplanten Ausflüge, Theater- und Museumsbesuche coronabedingt ausfallen.
Ich kann nur jedem empfehlen, diese besondere Möglichkeit am Lycée international wahrzunehmen.
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